Schulleistungen, Lehrstelle und Berufserfolg
Schülerinnen oder Schüler, welche in der Schule schwächere Schulleistungen aufweisen, sind nicht zwangsläufig
- leistungsschwache Lernende oder
- Lernende, welche die Lehre schlechter abschliessen werden.
Vielleicht haben sie während der obligatorischen Schulzeit einfach ihr Entwicklungspotential noch nicht ausgeschöpft.
Ausgangslage für Schülerinnen und Schüler
Die Ausgangslage für Schülerinnen und Schüler mit einem höheren Schulleistungsniveau eine Lehrstelle zu ergattern, ist häufig besser als diejenige für Schüler, Schülerinnen mit einem tieferen Schulleistungsniveau.
Doch sie ist für schulleistungsschwächere Schülerinnen, Schüler keineswegs aussichtlos.
Im Gegenteil: Die meisten dieser Schulabgängerinnen und Schulabgänger, schaffen es auf Anhieb, eine Berufslehre zu ergreifen.
- Nicht nur Schülerinnen und Schüler mit starken Schulleistungen (Schulnoten und -zeugnissen) haben eine Chance auf eine Lehrstelle.
- Schülerinnen und Schüler mit schwächeren Schulleistungen müssen gegebenenfalls einfach
- mehr Geduld aufbringen,
- mehr Bewerbungsaufwand leisten,
- stärker gegen allfällige Vorbehalte seitens der Unternehmen ankämpfen,
- schneller eine Lehrstellenalternative erwägen,
- ein Zwischenjahr mit einem Brückenangebot einschalten, um zu einer Lehrstelle zu gelangen.

Zielrichtung: Die besten Schülerinnen und Schüler
Lehrstellen werden teilweise immer wie früher ausgeschrieben, so beispielweise auf der Unternehmenswebseite.
Unternehmen lassen nichts unversucht, Schüler und Schülerinnen frühzeitig für sich zu gewinnen, um ihre Lehrstellen schnellstmöglich zu besetzen; am besten mit der besten Schülerin, dem besten Schüler.
- Jedes Unternehmen achtet dabei auf die schulischen Leistungen, d.h. die Schulzeugnisse, Schulnoten und Ergebnisse des Eignungstests - manchen Unternehmen ist teilweise sogar vorzuwerfen, dass sie diese übergewichten.
- So geben sie vorzugsweise Sekundarschülerinnen und -schülern gegenüber Realschülerinnen und -schülern den Vorrang oder gehen auf Bewerbungen von Schülerinnen und Schülern mit schwächeren Schulleistungen (unabhängig vom Schultyp) erst gar nicht ein (ein Irrtum!).
Schülerinnen und Schüler mit schwächeren Schulleistungen haben daher oft von vornherein das Nachsehen oder müssen einen höheren Bewerbungsaufwand betreiben, um eine Lehrstelle zu erhalten.
Das ist aber noch lange keinen Grund, gleich aufzugeben.
Nur ein Teil der Primarschülerinnen und -schüler schafft den Übertritt von der Primarschule in die Oberstufe als Sekundarschülerin oder -schüler. Das Verhältnis von Realschülerinnen und -schülern zu Sekundärschülerinnen und -schülern ist die Übertrittsquote.
- Die Übertrittsquote ist nicht in allen Schulen gleich. Das heisst, dass in manchen Schulen einige Realschüler oder -schülerinnen in einer anderen Schule Sekundarschülern oder -schülerinnen wären und umgekehrt.
- Unternehmen, die sich zu fest auf diese Schulleistungskategorien (besser, schwächer, schlechter) ausrichten, leiden gegebenenfalls unter einem eingeengtem Blickfeld (Tunnelblick).
- Sie verpassen unter Umständen den für die Lehrstelle geeignetsten Kandidaten oder die für die Lehrstelle geeignetste Kandidatin. Diese/r ist nicht immer die-/derjenige, die/der die besten schulischen Leistungen vorweist.
Wie veränderbar - und teilweise willkürlich - diese Einstufung in Schultypen (Realschulstufe / Sekundarschulstufe) ist, zeigen der Niveauaufstieg beziehungsweise der Niveauabstieg bei den Kernfächern während der obligatorischen Schulzeit. Abhängig von den Schulnoten müssen Realschülerinnen und -schüler beziehungsweise Sekundarschülerinnen und -schüler die Schulstufe bei den Kernfächern wechseln.
Die Kategorien Realschulstufe und Sekundarschulstufe sind aus diesem Blickwinkel heraus ausschliesslich Anhaltspunkte (Indikatoren) für Schulleistungen und decken das Entwicklungspotential nicht immer vollständig ab.
Kapitulieren, nur weil die Schulleistungen nur mittelmässig oder schlecht sind? Kommt gar nicht in Frage.
- Schlechtere oder mittelmässige Schulnoten, Schulzeugnisse, Grundlagentestergebnisse bedeuten keinesfalls, dass du keine Lehrstelle findest.
- Die schulischen Leistungen sind für Unternehmen zwar wichtig, aber nicht alleiniges Auswahlentscheidungs- beziehungsweise Ausschlusskriterium.
- Bei der Auswahl von Bewerberinnen und Bewerber für eine Lehrstelle.zählen auch andere Beurteilungskriterien.
- Diese sind abhängig vom Lehrberuf.
- Umsichtige Unternehmen beurteilen auch das Entwicklungspotential von Bewerberinnen und Bewerbern.

Begründung seitens der Unternehmen?
Keinem Unternehmen ist zu verübeln, wenn es die Schulleistungen hervorhebt. Schliesslich sind Schulnoten ein Indikator für Lehrstellenerfolg.
Kein Unternehmen schliesst gezielt Schülerinnen beziehungsweise Schüler aus.
Lehnen Unternehmen Bewerbungen eines Schülerkreises, Schülerinnenkreises ab, ist dieser Schritt meistens begründet:
- Bei einigen Lehrberufen lassen es die gestiegenen Anforderungen unbestrittenerweise nicht zu, auf Schüler mit geringerem Schulleistungsniveau einzugehen. Die Unternehmen müssen diese Schülerinnen aussen vor lassen.
- Schulleistungsschwächere Schüler und Schülerinnen benötigen teilweise mehr Unterstützung.
- Nicht alle Unternehmen können den damit verbundenen Mehraufwand - aufgrund von Zeitmangel und Personalengpässen - aufbringen.
- Nicht für jeden Lehrberuf wird eine berufliche Grundbildung mit Abschluss EBA angeboten, so dass Unternehmen von einem Lehrstellenangebot für diese Schüler, Schülerinnen absehen müssen.
Trotzdem müssen sich Unternehmen, die auf Schüler und Schülerinnen mit höheren Schulleistungsniveau fokussieren, sich überlegen,
- wie hoch sie die Schulleistungen für einen Berufsausbildungsplatz gewichten,
- die Anforderungen des Ausbildungsplatzes wirklich unüberwindbar sind
- ob sie hier gegebenenfalls überhöhte Ansprüche stellen oder
- die aktuelle Schulnotenlage von Schülern, Schülerinnen überbewerten (Status- versus Potentialdiagnostik).
Ungenutzter Spielraum?
Viele Lehrberufe lassen hingegen dem Unternehmen einen Spielraum, auch oder auch mal einen leistungsschwächeren Schüler, eine leistungsschwächere Schülerin zu berücksichtigen.
Natürlich sind auch Unternehmen, die offen sind für diesen Schülerkreis, nicht vor Vorbehalten und Einwänden gegenüber Schülerinnen mit schlechteren Schulzeugnissen und Ergebnissen von Grundlagentests gefeit.
- Einige unter ihnen werden dazu gebracht, auch diese Bewerbungen zu sichten, da sie ihre Lehrstelle sonst nicht besetzen können.
- Andere Unternehmen haben bekräftigende Erfahrungen mit solchen Schülern, Schülerinnen gemacht und bieten immer wieder Lehrstelle für solche Schüler, Schülerinnen an (und haben allfällige Vorbehalte überwunden).

Gehörst du noch zu den Schülerinnen oder Schülern, die keine oder nur eine vage Ahnung haben, welchen Beruf sie ergreifen möchten oder welche Schule ihnen zusagt?
- Lass dich nicht aus der Ruhe bringen.
- Du hast noch genügend Zeit dafür, aber bleib an der Berufswahl dran.
Schulnoten und Schultyp sind nicht alles
Glücklicherweise zählen bei Lehrstellenbesetzungen neben den Schulnoten und der Schulstufenzugehörigkeit (Schultyp) auch die lernende Person, deren Persönlichkeit und die Ergebnisse aus dem Bewerungsgespräch und weiterer Auswahlverfahren entscheidend mit.
Beurteilungskriterien wie beispielsweise
- Tatendrang
- Arbeits- und Leistungsmotivation,
- (handwerkliches) Geschick im Beruf,
- Flexibilität,
- Aufgeschlossenheit
- das Verhalten (soziale Kompetenzen)
- Auftritt im Bewerbungsgespräch.
spielen in eine Auswahlentscheidung mit rein.
Auch die Bewertungen des Arbeitsverhaltens während der obligatorischen Schulzeit und einer Schnupperlehre spielen mit rein.
BERUFSWAHLFAHRPLAN.CH unterscheidet deshalb in Bezug auf Lehrstellenbesetzungen nicht zwischen Real- und Sekundarschülerinnen und -schülern (Schultyp), sondern zwischen Schülerinnen und Schülern mit schlechteren oder besseren schulischen Leistungen während der obligatorischen Schulzeit.
Das heisst:
Eine Realschülerin mit besseren Schulleistungen ist deshalb allenfalls mindestens so geeignet für eine Lehrstelle wie eine Sekundarschülerin mit schwächeren Schulleistungen.
Unternehmen messen dem Schultyp manchmal eine übermässige Bedeutung bei der Vergabe von Lehrstellen zu. Sie neigen dazu, Sekundarschüler/-innen gegenüber Realschülern zu bevorzugen.
- Doch der Schultyp ist noch kein Mass für den beruflichen Erfolg während und nach der Lehre.
- BERUFSWAHLFAHRPLAN.CH unterscheidet deshalb zwischen Schülerinnen und Schülern mit schwächeren respektive besseren Schulleistungen, unabhängig vom Schultyp.
Die Ausgangsposition für eine erfolgreiche Schnupperlehrstellensuche und Lehrstellensuche ist für Schülerinnen und Schüler mit schwächeren schulischen Leistungen oftmals schlechter.
- Das heisst, diese Schülerinnen und Schüler müssen damit rechnen, eher benachteiligt zu werden.
- Sie müssen gegebenenfalls häufiger Hürden und Stolpersteine meistern.
- Sie begegnen teilweise mehr Schwierigkeiten, eine passende Lehrstelle zu finden.
Insbesondere Realschülerinnen und -schüler mit schwächeren Schulleistungen haben darunter zu leiden, aber eben auch Sekundarschüler und -schülerinnen mit schwächeren Schulleistungen.
Der Suchaufwand, den sie betreiben müssen für eine Lehrstelle hängt aber nicht mit dem Lehrstellenerfolg (Qualifikationsverfahren) zusammen; die Schulleistungen während der obligatorischen Schulzeit auch nicht so eindeutig.

Schwächere Schulleistungen und erfolgreiche Lehre
Schüler und Schülerinnen mit schwächeren Schulleistungen (unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit zu Real- oder Sekundarschule, d.h. Schultyp) sind nicht automatisch schlechtere Lernende.
Auch diese Schüler/-innen können eine Lehre erfolgreich durchlaufen und abschliessen (und sich im Beruf erfolgreich bewähren können).
- Entscheidend ist, einen Lehrbetrieb und Berufsbildungsverantwortlichen zur Seite zu haben, der diese Schülerinnen und Schüler unterstützt und fördert (die schlechteren Schulnoten müssen sich nicht zwangsläufig in der Lehre (Berufsfachschule) fortschreiben).
- Schlechtere Schulnoten in der Schule sind somit nicht zwangsläufig mit schwächeren Leistungen in der Lehre und der Berufsfachschule gleichzusetzen. Diese Kategorien (schlechtere, bessere Schulnoten) sind keineswegs für ein gesamtes Berufsleben vorgegeben.
Wieso?
Schülerinnen und Schüler befinden sich während der obligatorischen Schulzeit noch in der Entwicklung. Ihr Reifegrad ist nicht gleich hoch ausgeprägt. Schülerinnen und Schüler mit schwächeren schulischen Leistungen in der Schule können sich in der Berufslehre als Schülerinnen und Schüler herausstellen, die besseres leisten, als ihnen zugetraut worden ist. Der Lehrberuf gibt ihnen einen Schub, lässt sie aufblühen.
Gründe dafür sind beispielsweise:
- Sie können praktisch arbeiten.
- Sie sind unter gleichgesinnten Lernenden im Lehrbetrieb und der Berufsfachschule.
- Lehrpersonen, die sie vielleicht auf dem Kicker hatten, sind Vergangenheit.

Keine Brandmarkung
BERUFSWAHLFAHRPLAN.CH weiss um diese Herausforderungen, aber auch um die Stärken von Schülerinnen und Schülern mit schwächeren Schulleistungen:
- BERUFSWAHLFAHRPLAN.CH verweist Schülerinnen und Schüler mit schlechteren Schulnoten gesondert auf Abweichungen gegenüber dem Ablauf hin.
- BERUFSWAHLFAHRPLAN.CH trifft diese Trennung nicht, um diese Schülerinnen und schüler (fälschlicherweise) in eine Kategorie abzuschieben. Diese Einteilung ist nur vorübergehend für die Phase der Berufswahl gülig.
- BERUFSWAHLFAHRPLAN.CH verwehrt sich davor, Schülerinnen und Schüler mit schwächeren Schulleistungen für immer und ewig als schwache Schüler, Schülerinnen, Lernende oder Berufsfachkräfte zu brandmarken.
- Mit dieser Unterscheidung und gesonderten Hinweisen ist BERUFSWAHLFAHRPLAN.CH lediglich bestrebt diesen Schülerinnen und Schülern Informationen mitzugeben, die die Chance für eine Lehrstelle erhöhen.
- BERUFSWAHLFAHRPLAN.CH weiss, dass schlechtere Schulleistungen auf viele Ursachen zurückzuführen sind (Lernumgebung, Lehrpersonen, Schule, Sprachbarrieren, Klassenzusammensetzung, Unterstützung seitens Eltern und Lehrpersonen; Migrationshintergrund, Krankheiten, Unfälle).
Berufserfolg
Abgerechnet wird am Schluss.
- Während der obligatorischen Schulzeit schwächere Schülerinnen und Schüler sind nicht vom Berufserfolg ausgeklammert.
- Im Gegenteil, viele unter ihnen entwickeln sich zu erfolgreichen Berufsfachkräften und wertvolle Mitglieder der Gesellschaft, welche dienende Spuren hinterlassen.